Eine Zusammenstellung aus dem Hause ellipsis arts... trug `96 den treffenden Untertitel „cowboy music of the wild east„. Das Leben in Tuva, einer von zwei mächtigen Höhenzügen umschlossenen autonomen Republik zwischen Sibirien und der äußeren Mongolei, ist stark agrarwirtschaftlich geprägt. Die Hirten mongolischer Abstammung hüten aber nicht nur ihre Schaf-, Ziegen-, Rentier-, Kamel-, Yak- und Pferdeherden, sondern noch ein viel kostbareres Gut.
Es ist der spezielle Gesang, in dem sich die Sänger selbst mehrstimmig zu begleiten scheinen. Bei dieser Kunst wird durch bestimmte Techniken erreicht, das der Grundton gleichzeitig von Obertönen umgeben wird.
Doch nicht nur der Gesang, auch die Instrumentierung lässt aufhorchen. Da ist beispielsweise die Oshpuluur, eine Art Laute, die manchmal stark den Klang eines Banjos heraufbeschwört. Dann die Igil, eine zweisaitige Violine mit einer stark asiatische Stimmung. Zu ihnen gesellt sich die Flöte, Limbi genannt. Der Rhythmus wird auf der Dymbra geschlagen, einem Donnergrollen gleich. Alles Zusammen hört sich wie die Wiege der Menschheit an, klingt der Schlag auf der Dymbra doch sehr wie die Trommeln der Indianer Nordamerikas. Ist es ein Zufall dass es noch Heute das Instrument der Schamanen in Tuva ist?
So spreche ich letztlich von Magie, der immer eines anhaftet: Die Unmöglichkeit sie in Worte zu kleiden. Statt dessen muss man sie selbst erfahren, muss sich einmal dem Blues des Wilden Ostens hingeben, um schließlich von ihm gefesselt zu werden.