Es gibt nur wenige Filme, die mich dazu bringen nah am Wasser unterwegs zu sein, aber ONCE schaffte das Mühelos, selbst wenn ich nur die Songs höre.
2006 hatte ONCE in Irland Premiere. Er handelt von einem Jungen Mann, der zurück zu seinen Vater geht, nachdem seine Mutter stirbt. Er sieht sich in der Verantwortung seinem Vater in dessen Staubsaugerladen behilflich zu sein. Trotzdem kann er seinen Traum als Musiker zu leben nicht gänzlich vergessen. Also spielt er mit seiner stark mitgenommenen Gitarre in den Straßen seiner Heimatstadt, wo ihm schließlich eine junge tschechische Immigrantin über den Weg läuft.
Ihr Einkommen erzielt sie unter anderem als Straßenverkäuferin von Rosen. Über die Mittagszeit hat sie die Möglichkeit in einem kleinen Musikhaus Klavier zu spielen, da sie sich kein eigenes leisten kann.
Es dauert nicht Lange bis beide Protagonisten gemeinsam im Musikladen landen und musizieren.
Im weiteren Verlauf des Films ist die Protagonistin die treibende Kraft. Sie bringt ihn dazu, ein eigenes Demo aufzunehmen, mit dem beide von Label-zu-Label ziehen. Beide überreden die Jungs einer Cover-Band zu einem Studiobesuch, um eine komplette CD einzuspielen.
Der Studioaufenthalt ist der Höhepunkt des Films. Die Protagonisten, gespielt von Glen Hansard und Markéta Irglová, ziehen alle Register ihres Könnens. Und abseits der Studiosession entstehen kleine musikalische Perlen.
Doch beide haben Vergangenheit, die Sie bestimmt. Er seine große Liebe in London die sich in seinen Liedern findet, sie ihren Mann in Tschechien mit dem sie eine Tochter hat. Bei beiden bricht diese bestehende Bindung wieder durch, und sie gehen getrennte Wege. Dabei scheint für sie immer alles klarer als für ihn. So bedrängt sie ihn, endlich die Beziehung zu seiner Ex-Partnerin in London zu klären, und sie anzurufen um Missverständnisse auszuräumen. Wie schwer er sich dennoch von der jungen Pianistin lösen kann zeigt schließlich das Klavier, das er ihr zum Abschied schenkt. Bezahlt vom Startkapital für London, das sein Vater ihm gab.
Dem Film gelingt es alles authentisch rüber zu bringen. Keine Szene wirkt unecht, kein Moment erinnert an Liebeskitsch im Stil einer Seifenoper. Im Gegenteil. Als Zuschauer ist man mittendrin, in intimsten Momenten dabei. Was natürlich auch bedeutet, alle Höhen und Tiefen am eigenen Leibe zu verspüren.
John Carney (Regie & Drehbuch) ist hier ein ganz großer Wurf gelungen. Wohl auch, weil es schon eher ein Musikerportrait ist. Denn dadurch wird der Soundtrack untrennbar mit den Darstellern verbunden, die alle Titel selbst spielen, was die Authentizität letztlich beschleunigt. Das damit einhergehende Timing gelingt Carney sicher auch deshalb so gut, weil er selbst einst bei THE FRAMES am Bass stand. Und hierher stammt auch Glen Hansard, der zuvor Sänger bei den THE FRAMES war. Somit dürfte wohl mehr als einmal die Grenze zwischen professioneller Drehbucharbeit hin zu ganz persönlichen Momenten überschritten worden sein.
Tim Fleming (Kamera) und Paul Mallen (Schnitt) ist es zu verdanken, dass Dublin in seiner Tristesse als Arbeiterstadt echt und unverklärt wirkt. Es erinnert in seiner gnadenlosen Direktheit und Intimität ein Stück weit an die Arbeiten des Briten Ken Loach.
Der daraus resultierende Soundtrack ist in Gänze hervorragend. Sich dann noch Makéta Irglová’s Solo-Album zuzulegen krönt die Erinnerung an den Film nochmals.
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