Während ich diese Zeilen in die Tasten schicke stellt sich mir die Frage, ob es in der Schlagerbranche der frühen 30er, 40er bis zu den 70er eigentlich auch Musikerdynastien gab. Denn wer ein wenig im Reggaegenre unterwegs ist, dem wird der Name Pablo sicherlich geläufig sein. Gemeint ist der 99 gestorbene AUGUSTUS PABLO. Nicht nur sein besonderes Markenzeichen, die Melodika, ist vielen in Erinnerung geblieben. Auch sein Mitwirken in der Ursuppe des typischen Dub-Reggae-Styles der ersten Stunde, rund um Lee Scratch Perry und dem Black Ark Studio, ist unvergessen. Wir bekamen die Scheiben erstmal vor allem via Virgin Records vor die Füße.
Es könnte sich natürlich sein, dass es sich um eine reine Respeksbezeugung dem eigenen Mentor gegenüber handelt. Aber nein, ADDIS (eigentlich Addis Swaby) ist tatsächlich der Sohn von AUGUSTUS PABLO (Horace Swaby), dessen Markenzeichen die Melodica war. Bisher zumindest war mir kein Zweiter im Reggae bekannt.
Mit „In My Fathers House“ ist ADDIS weit von einer schlichten Kopie des Vaters entfernt. Sein Debüt bringt lupenreinen ‚frischen‘ Old-School-Dub auf den Teller. Der wiederum ist nicht nur bestens produziert. ADDIS Begleiter ziehen alle Register in bester Dub-Manier. Selten habe ich in letzter Zeit so viel Gelassenheit, Brillianz und Spielfreude bei gleichzeitiger Zurückhaltung zu hören bekommen. Es ist ein Genuss den Bassläufen zu folgen, die sich im untersten Frequenzbereich in völliger Klarheit ins Fundament der Hörstube bohren. Gesang und Lobpreisungen sind dabei wohl dosiert. Wobei: wem das noch zu viel Text ist, dem bietet ADDIS fast von jedem Song auch eine Dub-Ausgabe.
Somit ist „In My Father’s House“ von ADDIS PABLO Pflicht für Fans der alten Schule, und eine gelungene Einführung in eben diese für alle Novizen obendrein. Und, ja, es ist eine Respektsbekkundung von ADDIS an AUGUSTUS. Ähnlich wie beim MARLEY-Clan lebt der Vater im Sohn in frappierender Form weiter.
–> Vertiefender Artikel in der REGGAEVILLE