Vielleicht habe ich Musik wie die von SHABAZZ PALACES, in der Art, schon einmal gehört. Aber noch nie so genial wie auf ihrem aktuellen Album „Lese Majesty“. In einer so smoothen und doch aufwühlenden Form, die ihre Unruhe mit jeder Zeile in den Raum schiebt. Stimmen, umwoben von Sounds, wie sie nicht von dieser Welt sein können.
Dabei sind Elemente wie Glitter über die Stücke gestreut. Funk-Element, Textsamples aus Filmen, und immer wieder trance-artige Elektroniksprengsel. Die Textzeilen werden in einer Form vorgetragen, dass sie sich wie Würmer ins Hirn drehen. Songstrukturen im eigentlichen Sinne suchen wir hier vergeblich. Überhaupt: je länger wir zuhören, umso stärker wird der Eindruck befördert, die Stimmen würden lediglich den eigenen Windungen im Kopf entlockt.
Das unter Rap zu packen, wäre mir nur bedingt in den Sinn gekommen. Vielleicht fehlte mir bisher der notwendige Respekt, um Rap eine solche Tiefe und Bandbreite zuzuschreiben. Daher wäre meine Einordnung eher im Dub, Trance-Ambient oder/und Avantgarde gelandet. Am ehesten erinnert mich das collagenhafte Tongeschwirre von „Lese Majesty“ an „The Orb’s Adventures Beyond The Ultraworld“, verschränkt mit der CD „Beyond Life With Timothy Leary“ (bei amazon). Eine irre Sammlung der Reden Timothy Learys & Freunden im Trance-Ambient-Mix.
Aber wie so oft an dieser Stelle weise ich darauf hin, dass all das nur meine bescheidene Sicht der Dinge ist. Vor allem bei „Lese Majesty“ von SHABAZZ PALACES. Meine bisherige Beschreibung benennt nur einige Atome ihres Universums. „Lese Majesty“ schafft musikalisch den Spagat zwischen Zukunft und Vergangenheit, ohne dabei der Gegenwart zu entfliehen. Uns, den Hörer indes, kann es sehr wohl passieren dieser zu entschwinden. Und zwar genau dann, wenn wir uns treiben lassen. Wenn wir es aufgeben ihren Texten noch folgen zu wollen, um uns statt dessen von ihrem Klangteppich tragen zu lassen.
Wir hören eher kleine Suiten, bestehend aus 2 oder 3 Parts. Hier wird über andere Zeiträume geplant und gedacht. So entstehen magische Momente auf „Lese Majesty“, was übersetzt etwa „Majestätsbeleidigung“ bedeutet.
Eine weitere Ebene wäre nun die Textanalyse. Weil ich mich an dieser Stelle nicht mit frenden Federn schmücken möchte, und unverblümt in diesem Genre mein Nichtwissen mitteile, empfehle ich den Artikel von Matthias Scherer vom 1.8. im musikexpress. Nach seinem Text hat der Sound gleich noch ein bis zwei weitere Dimensionen.
Und als kongenialen Gegencheck der erstklassige Artikel von Dani Fromm auf laut.de.
Würde ich jetzt noch den der Promo beiliegenden Waschzettel ins Spiel bringen, wir währen gänzlich verwirrt. Was für ein Universum.