Das Album von AKALE WUBE hat mir sofort die Sprache verschlagen. So viel Spannung bei zugleich so viel Leichtigkeit, so viel Selbstbewusstsein und Schönheit habe ich nur selten gehört. Schon beim Opener „Marye“ ist genau das zu bestaunen. Diese fast nebensächlich eingestreuten Orgeltöne, die kaum Partikel, schon zur vernachlässigbaren Größe abgestempelt, irgendwie lockend wirken. Um schließlich tatsächlich im nächsten Moment einen großartigen Auftritt zu bekommen. Allein dieser Song hat genug Klasse um AKALE WUBEs Album MATA für Ewig in Erinnerung zu halten.
So eröffnen sie Wortlos das Spiel, in dessen Verlauf viele unverhoffte Wendungen anstehen. Jeder Ton ist mit Erinnerung verbunden. Mal klingt es nach einer Hommage mal ist es reine Reminiszenz, mal aufgegriffen und mal vorangetrieben. Erinnerung, ja, das genau spielt bei der französischen Band AKALE WUBE eine ganz große Rolle. Aber, ist es eine bloße Reminiszenz an die Größen der 60 und 70 Jahre der Ethiopischen Jazz-Szene? Oder ist es nicht viel mehr eine Adelung und Fortentwicklung, die hier stattfindet.
Trotz stets spürbarer Spannung ist es immer wieder diese Leichtigkeit, die Raum greift. Mühelos avanciert Nebensächliches zum Hauptthema. Sicher, die Wurzeln mögen im Ethio-Jazz liegen. Aber AKALE WUBE vergessen darüber hinaus nie den Blick über den Tellerrand. Wie etwa bei „Dodo“, eine deutliche Huldigung in Richtung des Erfinders vom Afrobeat, Fela Kuti. Oder sind wir vielleicht schon mitten in ihrem Universum unterwegs?
Benannt haben sie sich nach einem Titel des Saxophonisten Getatchew Mekurya, einem der Stars des sogenannten Ethio-Jazz. Erst 2010 erschien ihr AKALE WUBE betiteltes Debüt bei L’Arome Production, einem Label das in der Ethiopischen Szene zu Hause ist.
Was für ein Hammerteil. „Jour De Pluie“, ein 2:22 langer Track, der sich wegen mir gerne über eine halbe Stunde erstrecken dürfte. Bardunst, Wüstenstaub und Tees am Rande der Karavansereien der Salzstraße. Die Trägheit ist zum Greifen nah.