Volksliedgut, schon die Wortfindung für die Musik an dieser Stelle fällt schwer. Volkslied? Folk? Deutsches Lied? Ganz gleich wie ich das Kind nenne, das eigene Verhältnis und das vieler im Umfeld löst ambivalente Gefühle aus. Am ehesten wohl, weil auch Volkstümelei, miefiges Bürgertum und nicht zuletzt der Einsatz in dunklen Zeiten anhaftet.
Auf der anderen Seite begeistern wir uns für die Wurzeln. Setzen Bands wie OUGENWEIDE oder deren Nachkommen á la SCHANDMAUL und Co. schon fast auf einen Sockel. Was die Dinge dann auf die Spitze treibt, ist das Wissen um den Bauchanteil, der in so manchen von uns als „Original“ und für bare Münze genommenen Liedern steckt.
Und doch suchen wir so manches mal nach Liedern. Liedern, die unsere sind. Die mehr sind als meines.
Schön, wenn dann jemand wie ANDREAS OBIEGLO um die Ecke kommt. Jemand, der weder den Respekt noch die notwendige Achtsamkeit, aber auch nicht unsere Zeit in der Musik vergisst. Mit dabei im Übrigen auch CAROLIN. Beide gemeinsam sind eigentlich eher als CAROLIN.NO bekannt. Aber dazu demnächst mehr.
Bei meiner Recherche zu diesem Album war ich zuerst mächtig verblüfft. Denn tatsächlich stieß ich gleich zu Anfang auf ein Video, das beide in so etwas wie dem ZDF-Fersehgarten zeigte. Zugegeben, für mich so etwas wie die kalte Dusche. Es sei denn, auch hier schillert die Klasse der Arbeit durch. Und das tat es.
Nun, um zu „LIEDER“ zurück zu kommen. Die allermeisten Titel des Albums sind von Andreas am Piano eingespielt. Solo, ohne Gesang. Dann und wann schiebt er mal dezent kleine technische Spielereien ein. Und obwohl die nur in homöopathischen Dosen eingestreut werden, sind sie die Brücke in die Morden. In unsere Zeit.
Was aber am meisten Beeindruckt ist die Wirkung genau ohne diese Veränderungen oder Erweiterungen. Denn die Titel sind uns, auch wenn wir die Texte nicht parat haben, oftmals bekannt. „Nehmt Abschied Brüder“, „Wenn ich ein Vöglein wär“ oder „Die Gedanken sind Frei“hat sich fast jeder schon einmal gehört. Aber wie haben Weinseligkeit und Schunkelgut im Sinn, und nicht Ruhe und Besinnlichkeit. Genau die bringen ANDREAS OBIEGLOs Interpretationen mit sich.
Es ist wie Einatmen der reinsten Form, Ruhe. Und die Möglichkeit, nicht darüber nach zu denken, sondern zu genießen. So etwas „Altes“ kann so jung sein. So Erfrischend.
Danke dafür, Herr Obieglo.
- Kein schöner Land
- Emming
- Wem Gott will rechte Gunst erweisen
- Die Gedanken sind frei
- Es führt über den Main
- Am Gehren
- Nun will der Lenz uns grüssen
- Sah ein Knab ein Röslein stehn
- Wenn ich ein Vöglein wär
- Gasthof zur Post
- Nun ruhen alle Wälder
- Nehmt Abschied Brüder
- Englfinger Straße
- Der Mond ist aufgegangen
- Keine Titelinformation