Wer die ersten Klänge dieser Scheibe zu Gehör bekommt, wird nie und nimmer auf das Herkunftsland kommen. Denn das liegt hoch im Norden, und hat erst einmal so garnichts mit dem stahlgeschwängerten Blues der Vereinigten Staaten (Detroit oder etwa Boston) am Hut.
Und doch, wenn man seine Geschichten hört, werden die Adaptionen verständlicher. Denn fragt man die Arbeiter auf den Ölplattformen vor den Küsten seiner Heimat, werden die sich wohl recht gut mit den Stahlarbeiterimage identifizieren können. Auch wenn sie ungleich mehr Kohle in den Taschen nach Hause tragen.
Aber der aus Norwegen stammende BJØRN BERGE hat den Blues ja nur als ein Kolorit unter vielen zur Hand. Sein eigentliches Markenzeichen ist sein zuweilen atemberaubender Fingerstyle. Allerdings, und dass ist wohltuend hervor zu heben, ist hier nicht die Selbstverliebtheit so manch anderer Gitarrenkönner aus zu machen.
Auf „Mad Fingers Ball“ unterstreicht das auch die Auswahl der Titel, die nur zum Teil aus eigener Feder stammen. Fünf, um genau zu sein, sind von BJØRN BERGE selbst geschrieben. Weitere sieben Songs sind Neuinterpretationen bekannter oder weniger bekannter Künstler.
Auffallend ist die gute Durchhörbarkeit des Albums, bei zugleich großem Ideenreichtum und einigen Stilwechseln. Die Bandbreit reicht daher vom Spiel á la Kolbe-Illenberg bis hin zum Sound der THE THE. Feine Sache, das.