Auch ohne historisch vorbelastet zu sein, wie beispielsweise der große amerikanische Musikkenner Greil Marcus es letztens wieder im Wochenblatt „Die Zeit“ von sich zeigte, offenbart sich einem das Geschichtsbewusstsein dieser Aufnahme von Bob Dylan. Das fängt bei der Covergestaltung an, geht über den Labelprint auf der CD, und endet schließlich bei der Musik.
In ihr ist die Geschichte Amerikas verinnerlicht, geradezu komprimiert, ohne das Bob Dylan dabei aus erhabener Position heraus zu sprechen scheint. Schon der erste Song fesselt, da er Bob Dylan auf einem neuen musikalischen Weg zeigt. Nichts tönt muffig oder weltfremd.
Da werden bei „Standing at the doorway„, „Not dark yet“ oder dem wunderschönen „Make you feel my love“ Schauer über den ganzen Körper geschickt, ohne als Schnulzen zu enden. „Can´t wait“ etwa treibt an, hat einen geilen rhythmischen Klangteppich, um schließlich vom fast siebzehnminütigen „Highlands“ abgelöst zu werden. Alles scheint der Seele entrissen, die Dylan wieder auf die Straße zurücktreibt. Noch erstaunlicher ist die ungewöhnlich deutliche Aussprache der Texte, durch die Dylan ihre Bedeutung einmal mehr unterstreicht.
Eine seiner besten Platten, auf deren Livedarbietung man gespannt sein darf.