Als ich vor einiger Zeit gerade die Umzäunung meiner Farm reparierte, weit oben in den Teuto-Mountains gelegen, fand sich seltener Besuch ein. Es war mein Vetter Hans-Walter, der den weiten Weg aus der grünen Einöde des Nordens bei Hamburg auf sich genommen hatte, um mal wieder ein wenig über Musik zu fachsimpeln. Natürlich legte er zu diesem Zweck wieder reichlich Material aus den Satteltaschen auf den Teller, von dem vieles eher etwas für den Saloon in der City war.
Ganz anders die Scheibe von Fink, die aus Nils Koppruch, Thorsten Carstens, Hauke Evers und Andreas Voß bestehen.
Es ist das Feeling aus den Lagern der Viehtreibertrecks wie wir es kennen, wenn die coolen Jungs zum Sound ihrer Gitarren aus ihrem harten, wirren Leben berichteten, das sich beim anhören von „Vogelbeobachtungen im Winter“ einstellte.
Da ist zum Beispiel Nils morbides „meine Braut„, umrankt von originalgetreuen Banjopickings, in dem er die ewige Treue durch eine unerwartete Wendung erzwingt. Gleich im Anschluss folgt ein düsterer Zug durch seine Alpträume (im Schatten), der Erinnerungen an die Wandersänger der amerikanischen Folkszene weckt. Immer wieder Songs über verlorene Liebe, den Suff. Frohsinn ist nicht gerade die Sache dieser Vögel, die im Land ihrer Wurzeln auch mit Verräter/Betrüger übersetzt werden können.
Fink liefern eine gekonnte Mischung aus feinstem Country, nach Labelbekunden im Stil von 16 Horsepower oder Lambchop, in dem man sich gelassen fallen lassen kann. Ihre unglaublich geile Adaption von Stilmitteln des Genres Country unterstreicht die Klasse von Fink. Sie gehen in ihrer Arbeit so detailgetreu vor, dass die Frage nach dem musikalischen Ursprung völlig entfällt. Die schlaksigen Texteinfassung passen sich scheint’s immer besser ein, bis man beim lauschen meint englische Texte zu vernehmen.
Nach getaner Arbeit nehme ich mir jetzt immer häufiger die Zeit, setze mich auf meine Veranda, und gönne mir, während ich den Einbruch der Nacht erwarte, ein Stunde mit Fink.
Danke, Nils.
(siehe auch: „Loch in der Welt„)