Im Hause Sony sitzen seit Jahren „die Talentscouts“ für deutschsprachigen Rock. Sie fischen sich einen Highlight nach dem Anderen aus der Tüftlerbrühe deutscher Proberäume und puschen ihn bis in die Top-Ten.
Ein zu Tage geförderter Juwel ist für mich die Stuttgarter Formation Freundeskreis. Eine musikalische Einordnung ist angesichts der gebotenen Vielfalt kaum möglich. Sie beackern die Hip-Hop bis Trip-Hop-Ebenen mit Soul-, Funk-, Jazz- und Rockwerkzeugen, können das live dann noch um Reggae erweitern.
Deshalb ist die Krönung für mich auch ein lupenreines Dub-Reggea-Teil Namens „Telefonterror“, das sich selbst im internationalen Vergleich hören lassen kann.
Mühelos setzen Freundeskreis multikulturelles Leben in die Tat um, verschachteln verschiedensprachige Texte zu atemberaubende Einheiten. Inhaltlich wecken sie große Erwartungen an das nächste Album, haben sie es doch mit „Quadratur Des Kreises“ geschafft, vieles das totgeglaubt war, wiederzubeleben.
Immerzu durchziehen geschichtsträchtige Zitate von Che bis Ulrike Meinhof („Cross The Tracks“(Ulrike Meinhof::„Das Gefühl, es explodiert einem der Kopf. Das Gefühl, die Schädeldecke müßte eigentlich zerreißen, abplatzen. Das Gefühl, die Zelle fährt. Man wacht auf, macht die Augen auf: Die Zelle fährt, Nachmittags, wenn die Sonne reinscheint, bleibt sie plötzlich stehen. Man kann das Gefühl des Fahrens nicht absetzen….“ ) die Songs, ohne nachgeplappert zu wirken. Fast kein Satz ist ohne Bedeutung, fast jeder Satz trifft das Innere des Zuhörers.
Im Wechsel stehen Humor („Letzten Sonntag bei Donato“), unglaublich intensive Liebeslieder („A-N-N-A“), und reichlich Selbstironie („Telefonterror“). Im deutschsprachigen Bereich haben sie fast unüberwindbar scheinende Maßstäbe gesetzt, die einen nach mehr dürsten lassen.
Für mich ein Stück Lebenshilfe, in Zeiten, in denen schon der Frost zwischen den Menschen den Stillstand festzuschreiben sucht.
(siehe auch – „Esperanto“)