Mit den LOWLAKES geht es mir wie mit TALISCO: Kleines Album, ganz große Wirkung. In Ausgabe 87 liefen sie als letzter Stern in der Düsternis, dessen leuchten es bisher nur am Firmament von Down Under gab. „Newborn“ nennen sie ihr Kleinod, auf dem so wunderbare Stücke wie „Song For Motion“ und „Cold Company – Elgar Friedmann Remix“ zu finden sind. Eröffnet wird „Newborn“ gleich mit dem Titeltrack. Treibend, etwas gehetzt bis mystisch, so könnte die Atmosphäre beschrieben werden, die auf diesem ersten Song der EP Raum greift. „Arctic House“ ist der dritte Song auf der EP und der hier noch ausstehende. Ein Song, bei dem ich den Gesang schon eher ein wenig im Dunstkreis von TIM und JEFF BUCKLEY ansiedeln würde.
Referenzen darüber hinaus herbeirufend würde ich den Bogen von „unforgettable fire“/U2 über „Spirit of Eden“ der TALK TALK bis hin zu späten Arbeiten der TEARS FOR FEARS schlagen. Trotzdem ist das aber nur einen Teil der Bandbreite. Denn ich rede nicht von einer Coverband, sondern von musikalischen Kennzeichen, die aber in einmaliger Form kombiniert werden.
2011 war es, als die Freunde Tom Snowdon, Bill Guerin und Jack Talbot gemeinsam mit Brent Monaghan in Melbourne die LOWLAKES aus der Taufe hoben. Gut zu wissen wo sie zuvor aufgewachsen sind: In der zentral-australischen Wüste. Das erklärt wohl auch ein Stück weit den Hang zur Melancholie und Düsternis. Dabei schaffen es die LOWLAKES fast allen ihren Liedern einen positiven Touch zu verpassen. Wie müssen also nicht in endlose Abgründe blicken.
Die dieser Rezension zu Grunde liegende EP „Newborn“ ist als EP eine Art Zwitterwesen. Nachdem einzelne Titel und Tourneen im Vorfeld schon so gezündet hatten, dass es sie auch nach Europe, genauer nach Östserreich, verschlug, brachten Sie Anfang 2014 ihr Debüt Album „Iceberg Nerves“ heraus. Wobei Österreich wohl auch deshalb der Ort ihrer Wahl in Europa wurde, weil es ihren Produzenten Manfred Kaindel einst in umgekehrter Richtung nach Melbourne zog. Hier betreibt er die „Kunsthaus Studios“, weshalb die Scheiben eben auch auf Kunsthaus Records (oder Bandcamp) erscheinen.
Auf „Newborn“ sind nun neben einem Remix und einer Auskopplung zwei Songs zu finden, die es nicht auf das Debüt-Album geschafft haben. Und um die es definitiv zu schade gewesen wäre, hätten sie lediglich ein Tourdasein führen müssen.
Kleine Anekdote am Rande: Den Österreichern im kleinen 3200-Seelen Ort Göfis gefiel die Band beim Tourstopp so gut, dass ihnen gleich ein Haus und Jobs für den Sommer angeboten wurden. Im Gegenzug wird die Band zum Abschluss ihres Aufenthaltes eine große Fete inklusive Gratiskonzert schmeißen.