Der Name Pete Seeger klingt wie der Ausschnitt aus der amerikanischen Geschichte, von einer weit zurückliegenden Zeit . Ganz so falsch ist dieser Eindruck sicherlich nicht, denn 80 Jahre stellen für einen Menschen schon eine erhebliche Zeitspanne dar.
(Verfasst zum 80. Geburtstag – 1999)
Am 3. Mai 1919 wurde Pete als erster Spross einer musikalisch stark vorbelasteten Familie in New York City geboren. Sein Vater Charles verdiente derzeit den Lebensunterhalt für seine Familie als Musikwissenschaftler, unter anderem im Auftrag der renommierten Library of Congress. Pete`s Mutter Constance deClyver gab derweil Violinenunterricht. Der Hang hin zum 5-String-Banjo wurde schon in früher Kindheit von einigen prägenden Begegnungen mit der Bluegrassmusik geprägt.
Nachdem er im Zweiten Weltkrieg der Armee gedient hatte widmete er sich wieder voll und ganz der Musik. Die erste Band der er angehörte trug den Namen The Almanac Singers und entstand 1940. Zu den Gründungsmitgliedern einer der einflussreichsten Folkbands Amerikas gehörten, neben Pete, Lee Hayes und Millard Lampell. Nach dem Debütalbum wuchs das Trio auf ein Quartett an, dem sich kein geringerer als Woody Guthrie anschloss. In dieser Zusammensetzung zogen sie durch die U.S.A., traten in Fabriken und auf Gewerkschaftsveranstaltungen auf, bevor Hayes und Lamell in L.A. wieder ausstiegen. Seeger und Guthrie arbeiteten mit wechselnden Musiker bis `42 unter dem Namen Almanac Singers weiter.
Für Pete ging es erst einmal Solo weiter. Die Tatsache, dass er 1948 im Rahmen des McCarthyrismus1) auf der Schwarzen Liste landete, auf der vor allem staatlich Bedienstete, Künstler und Politiker landeten, hatte glatt den umgekehrten Effekt. Seegers Popularität stieg enorm und die Kirchengemeinden rissen sich förmlich um Auftrittstermine.
1949 entstanden The Weavers. Zu ihnen gehörten Lee Hays, Fred Hellerman,Ronnie Gilbert und Pete Seeger. Sie zählten zu den wenigen Folkbands denen ein kommerzieller Erfolg ohne größere Kompromisse vergönnt war. Obwohl Seegers politische Einstufung seitens der Kommission bekannt war verkaufte die Gruppe z.B. im Jahr 1950 eine Million Tonträger.
Seeger blieb noch bis 1958 bei den Weavers. Die Weavers versuchten Seeger zuerst durch Erik Darling, dann durch Frank Hamilton und schließlich durch Bernie Krause zu ersetzen. 1963 gaben The Weavers nach 15jähriger Bandgeschichte ihr Abschiedskonzert in der Carnegie Hall. Ende 1980 trafen sich alle Mitglieder noch einmal zu den Dreharbeiten von WASN’T THAT A TIME?, ein Dokumentarfilm über die erfolgreichen Jahre der Weavers.
Seeger machte weiter von sich Reden indem er Songs wie „Little Boxes“, „We Shall Overcome“ oder„Where Have All The Flowers Gone“ auf seine Art sang. Hinzu kam die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Arlo Guthry, der bei uns vorwiegend durch den Film „Alice`s Restaurant“ bekannt wurde. In Seegers Marathonkonzerten verbinden sich spanische- und afrikanische- sowie Negro Worksongs, neuere und ältere Protestlieder und so manches Gospelsong zu einer Einheit.
Neben den großen Erfolgen auf dem Gebiet der Musik ist Pete aber in erste Linie immer wieder als Menschenrechtler und Patriot in das Licht der Öffentlichkeit getreten. Ganz gleich ob es dabei um die Anklage von Diktatoren ging die sich dem Wohlwollen des amerikanischen Senats sicher sein konnten, oder aber um Umweltengagements wie im „Clearwater“-Projekt zur Rettung des Hudson River.
Wenn sich Pete heutzutage im Radio für seine brüchige Stimme entschuldigt, um anschließend unter Darbietung seiner Songs diese Aussage Lügen zu strafen, dann bleibt nichts als Begeisterung für dieses Urgestein.
1) Joseph Raymond McCarty wurde am 14.11.1909 in Grand Chut / Wisconsin geboren. Er studierte Jura und war von 47-54 republikanischer Senator für Wisconsin. Von 1950 an hatte McCarthy sein großes Ziel erreicht und aus seiner Paranoia einen Job gemacht. Unter seiner Mitarbeit enstand ein ständiges „Kommitee zur Bekämpfung unamerikanischer Umtriebe“. 1953 übernahm McCarthy schließlich den Vorsitz dieses Kommitees. Er starb am 2.5.57 in Bethesda im Bundesstaat Maryland.