Ist es möglich Folk und Techno zu mixen? Sicher, werden einige sofort sagen. Hatten wir doch schon bei Projekten von Mobi & Co. Aber das waren nur Samples, die zur Wiederbelebung der Folkschiene führten. Verdient, wie ich meine.
SYLVAN ESSO gehen aber einen Schritt weiter. Genauer ist es überwiegend dem Gesang von AMELIA MEATH zu verdanken, die nämlich aus der Folk-Ecke stammt, und das irgendwie mit ihrer Stimme transportiert bekommt. Ihr Gegenpart ist der Elektro-Künstler NICK SANBORN. SANBORN gelingt es hervorragend die Stimme seiner Partnerin zu tragen, zu präsentieren und zu begleiten.
Entstanden ist die Zusammenarbeit durch Zufall. Beide waren für einen Konzertabend gebucht, der schließlich in eine gemeinsame Session mündete.
So entsteht ein Sound, oft leicht melancholisch, verspielt, der sich ins Hirn bohrt. Schublade? Wenn, dann vielleicht so etwas wie Elektro-Folk-Pop.
Etwa „Hey Mami“, bei dem wir ein junges Mädchen hören, allein, nur begleitet durch den Rhythmus ihrer klatschenden Hände und Straßenlärm. Schon das ist so melodisch und schön, dass man keine Mühe hätte ihr weiter zuzuhören. Doch dann kommt ein fetter Synthybass, der gegensätzlicher nicht sein könnte. Und doch schaffen SYLVAN ESSO eine selbstverständlich wirkende Symbiose dieser beiden Welten.
„Dreamy Bruises“ geht den entgegengesetzten Weg. Synthyaufbau als Einstieg, gefolgt von einer verzerrten Frauenstimme. Hier ploppen Erinnerungen an THE KNIFE und FEVER RAY auf. Doch spätestens im Refrain switched das Ganze, erneut über die fast unverfremdete Stimme, in Richtung Folk.
So reiht sich wirklich ein Höhepunkt an den nächsten. Das wunderbare „Wolf“, die Stimmenspielerei „Dress“ oder das intime „Come Down“. Letzteres klingt fast wie eine Kooperation mit den fantastischen AREA C, dank der minimalistischen elektroschwärme im Umfeld AMELIA MEATHs Stimme.
Mit SYLVAN ESSO beglückt uns also ein weiteres Duo mit einer Fülle an Ideen, Songs und Schmuckstücken, die sicher schon jetzt als unvergesslich zu bezeichnen sind.