Talisco – „My Home“

Talisco - My Homecdlpamazon mp3

 

Als ich die ersten Töne von Mumford & Son’s seinerzeit hörte, war ich begeistert. Irgendwann in den letzten Wochen sah ich dann Auszüge aus dem Red Rock-Conert. Ein haufen Irrer Musikbesessener, dachte ich. Doch im Verlauf der Show störte mich ein wenig ihr, ich sag mal, Irish-Folk-Charakter. Damit meine ich, das alle immer zum Mikro rennen. Gemeinsam, zur selben Zeit. Nuancen, Solos im eigentlichen Sinne: Fehlanzeige.

Vor Wochen dann bekam ich TALISCO ins Haus. Erst einmal bei Seite gelegt, da ich es für eine Maxi hielt, packte ich die EP dann vor einigen Tagen aus. Und seit dem kommt aus fast allen Speakern meiner Behausung TALISCO. Was er und seine Begleite hier auf lediglich vier Tracks raushauen ist für die Ewigkeit. Außerdem straft es jene ab, die immer von Spielzeiten der CDs faseln. Denn wo andere Talisco live at St Eustache Churchganze LP-Reihen brauchen, die dann in der Essenz TALISCO vielleicht das Wasser reichen können, kommt TALISCO eben mit eine einmaligen Gabe von vier Titeln aus.

Und keiner wird je vergessen!

„My Home“, so der Albumtitel dieses Kleinods. Kann man eigentlich Melancholie, Erinnerung, Antrieb und Wurzeln irgendwie zusammen bringen? TALISCO kanns. Schon der Einstieg mit „You Wish“: Hammer. Plukkernde, rhythmische Sounds, allein in den Raum rufend, wirken wie ein Wecksignal. Und dann gehts ab. Die typische Gitarre, minimalistische Pianotupfer und eine Stimme….Also ehrlich. Vor allem immer wieder diese 2.Stimme, die im Falsettstyle wunderbar die Hauptstimme vor sich her treibt. Dazu stets variierende kleine Tonspielereien, ohne all das überladen wirken zu lassen.

„Dream Alon“, beginnend wie ein TexMex-Westerntrack, um dann doch wieder die schnelle geschlagene Gitarre nach vorn zu schieben. Hier gelingt TALISCO wieder dieser magische Trick, nicht einer sonder viele zu sein. Anders als Mumford & Sons ist er Solist und Chor in einem. Die Art des Arrangements begeistert durch eine Lebhaftigkeit, die etlichen Bands fehlt. Was vor allem auch dem Umstand geschuldet ist, dass er absichtlich scheinbar zufällige Geräusche, Rufe und vor allem Räume mit in die Aufnahmen einfließen lässt.

TALISCO by Nicolas UllmannTitel Nummer drei besorgt es einem dann richtig. So viel Melancholie, so eine wunderschöne Stimme, changierend zwischen Buckley, Coldplay bis Spark. „Mustang Blood“ ist einer der schönsten Songs, den ich in meinem Leben bisher hören durfte. Minimalistisch instrumentiert, mit leichten Twin Peaks Anklängen, hat diese Nummer klar kammermusikalischen Charakter. Witzig ist, dass einen die ersten beiden Songs auf so viel Energie einschwören, um dann diese fast schmerzlich wirkende Schwärze folgen zu lassen. Ich ertappe mich dabei, wie ich immer auf den Sprung vorbereitet bin, in dem mich TALISCO aus dieser quälenden Slowmotion befreit. Doch der kommt nicht.

Erst mit dem Titelsong „My Home“ löst sich alles auf. Der Steuermann übernimmt das Boot und macht die Ansage. Treibend, immer noch in Melancholie, aber voller Romantik und Zärtlichkeit. So viel in einem Song zu bekommen, ist wirklich Kunst. Fleet Foxes flirren kurz durch die Erinnerungen. Aber es hat mehr und ist ganz TALISCO.

Anfang 2014 folgt das dazu gehörige Album.